Datong
Im Norden Chinas, nahe der Innern Mongolei und ein paar hundert Kilometer von Peking entfernt, liegt Datong, ein 3 Millionen St?dtchen in der Provinz Shanxi. Klein und unter Kohle- und Russwolken gelegen, wirkt die Industriestadt, die in der Wei Dynastie als Hauptstadt und vor einigen hundert Jahren noch als Verwaltungsstadt gedient hat, heute eher unscheinbar. Der Bahnhof ist eine Transferstelle für die Transsibirische Eisenbahn und die Hauptstra?e nach Peking ein zentraler Weg für Gütertransporte… Datong scheint keine Reise wert?
Wer das denkt, der t?uscht sich, denn nahe der Stadt finden sich zwei der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Region: die Yinyang Caves und der h?ngende Tempel.
Die Yinyang Caves erstrecken sich auf einer L?nge von ungef?hr einem Kilometer über die Berge, die Datong umgeben. Kaiser verschiedener Dynastien haben Buddhas in allen erdenklichen Gr??en in den Stein mei?eln lassen, die sich als Halbreliefe gegen die Steinwand abheben. Der gr??te von mehreren 10.000 Buddhas misst ungef?hr 19 Meter, der kleinste 2 cm. Sie sind Zeugen verschiedener Jahrhunderte und Stile der dort verewigten Dynastien. Die einzelnen H?hlen in der Felswand sind komplett bedeckt von Ornamenten, bunten Fresken und Skulpturen. Sie sind Gebetstempel in der Kühle des Steines und sie erz?hlen Geschichten wie die der Geburt des Buddhas und andere alte Legenden. Viele wurden im Laufe der Jahrhunderte zerst?rt nicht zuletzt dank der Hauptstra?e von Datong nach Peking, auf der, nur wenige Meter von diesem Unesco Weltkulturerbe, bis vor einigen Jahren tonnenschwere LKWs Kohle transportierten, die dem Gestein und den Farben schwer zu schaffen machte. Andere Buddhastatuen wurden zerst?rt oder gestohlen. Doch der gr??te Anteil dieser beeindruckenden Skulpturen ist immer noch zu bewundern, viele sogar in der ursprünglichen Farbe.
Der h?ngende Tempel liegt ca. 75 km au?erhalb Datongs. Nachdem man nach einer Stunde Fahrt erfolgreich die Serpentinen bezwungen hat, er?ffnet sich einem ein atemberaubender Anblick: 40 Meter über den Grund, gebaut an eine Steilwand am h?chsten Berg der Umgebung befindet sich ein Tempel, der wie ein Schwalbennest an die ungef?hr 90 Grad Steigung gebaut ist. Komplett aus Holz mit schmalen G?ngen und kleinen Alt?ren war dieser Tempel ein Platz für Pilger, die durch das Land streiften. Der Tempel ist der einzige in der Umgebung, der die drei Religionen, Taoismus, Buddhismus und Laoismus vereint. Noch heute halten ihn die Holzpfeiler, die vor 1000 Jahren zum Bau verwendet wurden und der Weg durch die schmalen G?nge des knarrenden Tempels führt aus Platzmangel nur in eine Richtung.
Versteckt in den Bergen um Datong findet sich weit mehr als Industrie. Auch wenn der erste Eindruck es nicht sofort verraten mag: Datong ist allemal eine Reise wert.